Zwei Löwen spielen Ball

12 10 2013

Zwei Löwen spielen Ball, ein Frosch überquert den Fluss, die Schildkröte klettert den Berg hinauf oder ganz einfach „Pfirsichberg“  – das sind Namen der zahllosen Kalkberge, die hier in der Gegend herumstehen. Manche sehen aus wie riesige Heuschober, andere wie Pyramiden oder Tannenzapfen oder eben – wie zwei Löwen, die Ball spielen. Die Chinesen sind außerordentlich kreativ im Erfinden von blumigen Namen.

Wir sind endlich auf dem Land, in Südchina, in der Provinz Guangxii, die eine Banknote ziert und wohl mehr gemalt und fotografiert wird als jede andere Gegend Chinas. „Das ist die schönste Landschaft der Welt“ lernt hier angeblich jedes Kind in der Schule – und ich kann mich dem nur anschließen. 

Überhaupt Südchina: falls ich jemals über China gelästert haben sollte, möchte ich das sofort zurücknehmen. Es ist mollig warm, der Himmel ist Blau, die Menschen sind außerordentlich hilfsbereit und freundlich. Heute haben wir eine lange Radtour gemacht, durch Dörfer, Reisfelder, Mandarinenplantagen, am Fluss entlang. 

 

 

Und überall ragten die enormen Karstkegel in die Höhe. Außerirdisch. Selbst die Bauern auf dem Feld haben uns ein fröhliches „hello!“ oder „ni hao“ entgegengerufen. Und wenn wir uns verfahren haben oder eigentlich schon kurz davor, wurden wir wieder auf den richtigen Weg gebracht.

Ob das am Süden liegt oder daran, dass man hier an Touristen gewöhnt ist und auch vom Tourismus lebt? 

Schon als wir in Guilin aus dem Flughafenbus stiegen (waren von chengdu nach guilin geflogen), haben wir grosse Augen gemacht. Palmen, zwanzig Meter hoher Bambus, viele tragen die typischen Hüte Südostasiens, Frauen gehen mit Sonnenschirm umher. Am Straßenrand werden Lychees, frische Kokosnüsse, Khakis und Bergeweise köstliche Mandarinen feilgeboten. 

 

 Kokosnussverkäufer                                                          Chili fürs Abendessen

 

 

Am Ufer des Li, der durch Guilin fließt, wuchert riesiger Bambus und die Bäume sind dermassen bedeckt von Farnen, dass sie aussehen wie üppig behaart.  

Abends wird die ganze Pracht dann noch illuminiert und sowohl der mindestens zwanzig Meter hohe Bambus, der den Fluss säumt, als auch die behaarten Bäume leuchten hellgrün. Über den Fluss spannt sich eine Brücke, die ihrerseits in einem kräftigen Kobaltblau erstrahlt. Auf dem Weg zur Brücke schreitet man unter blinkenden Bögen mit Kugeln und Glocken durch, die alle naselang die Farbe wechseln. Hier ist ständig Weihnachtszeit.

Und auf der Promenade, unter den behaarten, neongrün illuminierten bäumen, ist abends richtig was los. Hier eine Tanzgruppe, die Flamenco übt, dort Rock’n Roll, daneben eine Art Karaoke, dann sausen ein paar Teenies mit Inlinern vorbei und weiter hinten dann eine richtig gute, blutjunge Rockband.

Diesen Fluss, den Li, sind wir dann entlanggeschippert nach Yangshuo, einem Städtchen im Süden von Guilin, bamboorafting nennt sich das. Vier Sitzplätzen auf einem Floß, hinten ein kleiner Motor und ein Flößer, der uns mit Motor und Bambusstaken durch die atemberaubende Landschaft gefahren hat.

Bamboorafting auf dem Li

 

 Chinesisches Paar auf dem Li

  

In Guilin hatten wir noch unsere Visa verlängert, eine etwas nervige Angelegenheit, sich auf einem Amt zu befinden (Public Security), wo man etwas wichtiges braucht, aber nichts versteht. Kaum etwas ist auf englisch angeschrieben, die richtigen Formulare finden und dann den richtigen Schalter, aber vorher herauskriegen, wo es die Wartenummern gibt, wo man die nötigen Fotokopien machen kann (in der reiseagentur gegenüber)… kafkaesk und das auf chinesisch, habe an meine Kursteilnehmer gedacht, die ja ständig zu Ämtern müssen, wo sie nichts verstehen. 

In den Städten haben wir öfter Gruppen Uniformierter gesehen, die im Stechschritt durch die Strasse marschierten. Auch auf dem Li zeigte die Polizei Präsenz und fräste mit einem Schnellboot zwischen den Ausflüglern durch. Wir waren mit einer Gruppe von ca. 6 Booten gestartet und die wurden plötzlich allesamt ans Ufer gewunken. Zuerst dachten wir noch, wir sollten den Fluss freigeben für die größeren Schiffe, die da auch verkehren und uns mit ihrer Bugwelle sofort ins Wasser gekippt hätten. Aber darum ging es nicht. Sofort waren etwa zehn Polizisten zur Stelle und einer der Flößer, offenbar der Chef, musste Papiere vorweisen. Es wurde debattiert, mit Geld gewinkt, geschimpft, telefoniert, gebeten, lamentiert. Offenbar ging es um die Transportlizenzen, und uns war schon aufgefallen, dass die Flößer mit verschiedenen Schildern hantiert hatten und die auch austauschten. 

Dann durften wir endlich weiterfahren, langsam, gemächlich den blaugrünen Fluss entlang, durch eine Landschaft wie aus einem Traum.

So könnte es immer weitergehen.



Aktionen

Informationen

1 Antwort zu “Zwei Löwen spielen Ball”

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>